Eine Woche, 2 Tagungen, mehr als einen Meltdown, viele Erlebnisse und einige Erkenntnisse fürs Leben.

Zur Bundestagung in Dresden habe ich ja schon ausführlich geschrieben. Ich möchte an dieser Stelle eines betonen: Das sind meine subjektiven Eindrücke und Gefühle die ich verbloggt habe. Ich denke es ist keine Frechheit dies zu tun und es ist nicht feige. Ich stehe zu meinen Worten, ich bin als Urheber eindeutig identifizierbar.

Was mir immer noch in den Knochen steckt: Die zwei Meltdowns – vielleicht waren es auch drei – von denen einer so heftig war das er zum Shutdown wurde. Ich weiß jeder definiert dass anders, ich versuche mal zu beschreiben was da in mir vorging:

Ich wurde immer Reizoffener, kleinste Geräusche hämmerten schmerzhaft auf mich ein. Es tat körperlich weh wenn man vor mir sein Brot auspackte oder die Zeitung blätterte. Meine Fähigkeit zu denken nahm schon vorher rapide ab. Das mag nun total wirr klingen: Aber ich hatte das Gefühl das mein ganzes Denken immer weiter schrumpfte. Bis ich wirklich total auf einem Niveau war in dem ich nur noch rudimentär denken konnte. Zug, Bahnhof. Austeigen, Tür. Klare oder komplexere Gedanken waren nicht mehr wirklich machbar. Das ich bis nach Hause gekommen bin ist mir immer noch ein Wunder. Wenn man das objektiv betrachtet war ich eigentlich komplett hilflos. Es dauerte mehrere Tage bis sich so langsam meine Gedankenleistung wieder langsam aufbaute. Ein schrecklicher Zustand, vor allem wenn man weiß was man eigentlich kann. Und ja: Das passiert auch einem Autisten bei dem man denkt: Schweregrad 1 (demnächst bei Ihrem Diagnostiker)wäre noch zu viel.

Diese Hilflosigkeit ist schrecklich, dass sind Momente in denen einem klar wird wie Autismus in das Leben eingreifen kann. Und das man, auch wenn man es vielleicht nicht will, eine ständige Begleitung dringend gebrauchen könnte.

So bin ich zur zweiten Tagung auch nur in Begleitung gefahren. Anders hätte ich den Stress nicht überstehen können. Diese Tagung, organisiert vom ASB Heilbronn, war ein schöner Gegenpol. Die Themenauswahl war sehr ausgewogen und gerade der Nachmittag machte Hoffnung. Ich nutze den angebotenen Ruheraum sehr intensiv, er half mir sehr.

Ich erlebte auch den Kontrast. Einmal von der einen Tagung zur anderen, aber eben auch von ABA zu TEACCH.

Bei der einen Tagung wollte ich mich vernetzen und konnte es nicht, bei der anderen wiederum kamen tolle Begegnungen zustande mit denen ich nicht gerechnet hatte.

Ich fasse mich heute mal kürzer. Die Erkenntnisse die ich für mich mitnehme:

Ich muss mir dringend darüber Gedanken machen ob und wie ich meine Reisen gestalte und ob mich jemand begleiten kann. Spätestens vor Ort ist eine Begleitung Gold wert.

Ich werde mich thematisch nicht verbiegen. Ich beziehe Standpunkte und das ohne den Hintergedanken, dass ich dem einen oder anderen möglichen Auftraggeber schmeicheln muss. Es ist wichtig zu seiner Meinung zu stehen. Auch wenn man damit vielleicht nicht „prominent“ und als „Experte“ anerkannt wird.

ABA ist unmenschlich weil es Verhalten abstellt. Und sei es durch „Löschung“ oder „Formatierung“ . TEACCH schaut hinter das Verhalten und versucht Lösungen zu finden. Autisten sind Menschen, ABA verkennt das, TEACCH respektiert und beachtet das.

Jeder Mensch den ich mit meinen Vorträgen und Angeboten erreiche und berühre ist ein wunderbarer Gewinn. Und viel mehr wert als 1500 Menschen die applaudieren weil es eben so üblich ist.

Ich bleibe bei meinem Vorhaben hauptberuflich Seminare, Weiterbildungen und Vorträge über Autismus anzubieten. Auch wenn man mir sagt das ich davon nicht leben kann weil Autist XYZ das selbst mit X Büchern nicht kann.

Mein Buch ist mir wichtig. Nicht weil ich damit Geld verdienen will (s.o.) sondern weil es eine andere Seite zeigt und Autismus vom Schreckgespenst zu etwas menschlichem macht.