Es ist soweit: Die ersten Blogger-Themen-Tage rund um die Themen Behinderung, Medien und Gesellschaft gehen an den Start. Aus einer Idee über Behinderungen, das Leben mit Behinderungen und das entsprechende Medien- und Gesellschaftsbild zu informieren wurde in kürzester Zeit ein Programm für drei Tage. Wir haben es geschafft und fast 60 Beiträge unterschiedlichsten Inhaltes für unsere Aktion gewinnen können. Vielen Dank an die vielen fleißigen Autoren die das Motto #EinfachSein unterstützen und mit bunten Inhalten füllen!
Was erwartet den Leser? Drei Tage Programm über die unterschiedlichsten Behinderungen. Und das aus ganz verschiedenen Blickwinkeln. Es schreiben behinderte Menschen, Angehörige, Menschen die mit Behinderten arbeiten und auch Menschen die sich einfach nur Gedanken zu der Thematik gemacht haben.
Unser Motto „Einfach sein“ ist bewusst, ob der Mehrdeutigkeit der Aussage, gewählt. Das sich die verschiedenen Deutungsformen aber nicht wiedersprechen möchte ich anhand meiner ganz persönlichen Sichtweise aufzeigen.
Als Mensch mit mehreren Behinderungen habe ich oftmals das Bedürfnis und das tiefe Gefühl das ich am liebsten „einfach nur sein“ möchte in der Gesellschaft. Dass man mich akzeptiert, aufnimmt und nicht ausgrenzt. Dass man sich keine Gedanken darum macht ob und wie ich behindert bin. Das es selbstverständlich wird Teil der Gesellschaft zu sein. Eben ein ganz selbstverständlicher Teil einer einzigen Gesellschaft. So ist #EinfachSein für mich vor allem ein Appell an die Medien und die Gesellschaft.
Einfach, als Gegensatz zu kompliziert, ist der zweite Aspekt. Wir alle sollten uns mal überlegen, ob es nicht allen leichter fällt wenn wir einfach mal einfach sind. Aus Behinderungen nichts Kompliziertes zu machen. Es würde uns allen wohl das Leben erleichtern. Den einen weil man vor „einfachem“ keine Berührungsangst haben muss, den anderen weil offensichtlich einfache Probleme einfach besser zu lösen sind.
Darum möchte ich hiermit nun die Blogger-Themen-Tage mit einem Satz eröffnen:
Lasst uns alle zusammen #EinfachSein!
Auch wenn dein Text total schön klingt, letztlich wird es wohl immer eine Utopie bleiben. Es ist immer so eine Sache mit dem „einfach sein“. Vor allem in einer Zeit, in der sich jeder von jedem diskriminiert fühlt. Und in einer Zeit der Überbevölkerung und der Frage nach dem Idealismus (was ist der Mensch überhaupt seinen Mitmenschen wert? Muss das Indivuuum sich seinen Platz in der Gesellschaft erkämpfen oder reicht schon die bloße Existenz?).
Wenn ich einfach nur sein würde, würden sich eine Menge Leute diskriminiert fühlen. Wenn ich einfach nur sein würde, würde ich nicht freundlich zu Menschen sein, die sich mir aufdrängeln (das empfinde ich bei 99% aller Menschen so, die mich mit Dingen wie „Wie geht’s?“ und „Schönen Tag noch“ behelligen). Ich würde eine Menge Menschen einfach so ausgrenzen; nichtmal in böser Absicht, sondern einfach nur, weil sie innerhalb meiner kleinen „EinfachSein“-Blase keinen Platz finden. Einfach nur, weil ich dann einfach ich wäre, ohne mir mehr groß Mühe zu geben, den Konventionen(!) der Gesellschaft zu entsprechen.
Keine Ahnung, ob es in einer Gesellschaft so gut ist, „einfach zu sein“. Ich fürchte mich ein wenig vor den Konsequenzen des unbedingten Invidiualismus innerhalb der Gesellschaft. „EinfachSein“ kann man auch für sich alleine, ohne nennenswerte Konsequenzen für seine Mitmenschen.
Oder es muss jemand eine Liste machen, welche Personengruppe mehr Recht haben, „einfach zu sein“. Die „Elite“ wäre wieder einmal eine Minderheit.
Wenn man keine Visionen und Träume hat, kann man auch Nichts bewegen.
Augustinus sagte : „Liebe und tu, was du willst“. So versteh ich auch dieses „einfach sein“. Natürlich kann es dazu führen, dass man anderen auf die Nerven geht, sich selber schadet, … . Andererseits zeugt es von Selbstvertrauen. Ehrlich gesagt halte ich lieber eine Nervensäge aus, von der ich weiß, dass sie echt ist, als einen Menschen, dessen Energie für Anpassungsleistungen drauf geht.
@Nina: Grenz mich ruhig aus. Du hast es erklärt, dann komm ich damit klar.
Nein, auch ich habe das Bedürfnis, Teil dieser Gesellschaft zu sein. Und meine Vision von der Gesellschaft ist ein friedliches Miteinander, bei dem man einander möglichst wenig zur Last fällt, einander nicht aufdrängt(!), aber einander auch nicht Hilfe verweigert. Ein gegenseitiges Nehmen und Geben.
Ich denke beim Ausgrenzen beim „EinfachSein“ weniger an Behinderte/Kranke im Allgemeinen als im Speziellen an Leute, die großes Mitteilungsbedürfnis haben („Quasselstrippen“) oder sich Rechte verschaffen wollen, die nichtmal die Mehrheit hat. (Etwa: Sonderrechte, weil sie behindert sind (ok), Aber bitte behandelt werden wollen, als wäre die Behinderung NICHT da (nicht ok). Ich sehe das so: Entweder ich schmeiße mich mit meinen Defiziten auf den Markt und erkämpfe mir meinen Platz oder ich nehme den Weg des geringsten Widerstandes und akzeptiere, dass mich andere als „behindert“ ansehen und mir wegen meiner BEHINDERUNG/Ärztlichen Bescheinigungen (nicht, weil ich so ein toller Mensch bin) Sonderrechte einräumen.)
Defizite hat jeder. Nur weil jemand ein paar Bildchen malt und sich für gut hält, bedeutet das nicht, dass andere Leute diese Bilder ansehen oder gar für seine Arbeit Geld bezahlen wollen. Jeder Mensch hat Dinge, in denen er gut oder nicht gut ist. Auch wenn es die Werbung so gern suggeriert, wir können NICHT ohne Konsequenzen „einfach sein“ und NICHT alles erreichen. Wir werden NICHT grundsätzlich behindert, sondern können in der Regel die Leistung schlichtweg nicht erbringen oder sind zu faul dafür.
Dabei, so scheint es mir, definieren wir uns gar nicht mal über unser wirkliches Können, sondern meist über den Blick einer anderen Person. Wie sehen mich die anderen? Wie will ich, dass mich die anderen sehen? Und vor allem: Wie kann ich die anderen dazu zwingen, in mir das zu sehen, was selbst gern wäre in ihren Augen?
Es gibt kein friedliches Miteinander, wenn ich mein Gegenüber schlecht behandele, – wenn ich dich oder wen auch immer pauschal ausgrenze, weil mir der Umgang mit dir vielleicht zu anstrengend wäre, anstatt mich wenigstens zu bemühen. Ich muss also mein Ego im Umgang mit anderen hintenanstellen, ich kann nicht einfach zu der übergewichtigen Frau vor mir im Laden an der Kasse sagen, dass sie anstelle des Einkaufswagens voller Chips und Cola lieber Gemüse und Wasser kaufen sollte und etwas für ihre Gesundheit zu tun, anstatt künftig die Gesellschaft aus Bequemlichkeit zu belasten. Auch nicht zu ihrem genauso breiten Kleinkind, das ein ganzes Eis verdrückt. So gern ich das manchmal würde.
Ich bin mir nicht so sicher, ob du wirklich eine „echte“ Nervensäge dauerhaft aushältst, die ungefragt an deine Sachen geht, „weil sie das halt so macht“, deine Routine durcheinanderbringt, „weil das halt ihre Art ist“, dir keine Ruhe mehr im Leben lässt, „weil sie ja einfach so ist“. Mir persönlich wäre eine Person lieber, die sich an die Konventionen anpasst und mich fragt, ob sie an meine Sachen gehen dürfe, die mich fragt, ob ich gerade Zeit für sie habe, und die sich vor allem auch mal selbst fragt, ob sie die Geduld ihres Gegenübers nicht doch überstrapaziert.
Nun ja, ich bin gespannt, was es noch für Gedanken zum Thema „EinfachSein“ geben wird.
Ich bin Asperger-Autist aber sicherlich nicht behindert.
Klar habe ich es in vielen Situationen deutlich schwerer als Menschen, die nicht autistisch sind.
Aber ich bin nur auf eine andere Weise in der Welt als andere. Das ist schon alles.
Ich bin auch völlig normal, nur eben anders.
Es gab Zeiten, da wurde Homosexualität als Behinderung angesehen. Darüber ist man heute hinweg. Meine Visionen und meine Träume gehen (was diese Thematik betrifft) dahin, dass ich als autistischer Mensch mein autistisches Leben leben kann, ohne dass jemand auf die Idee kommt, ich könnte behindert sein.
Mein Blog beschäftigt sich mit diesem Thema eigentlich dauerhaft, weil es immer irgendwie unser Leben beeinflusst.
Da weiß ich jetzt gar nicht, was ich an 3 herausragenden Tagen schreiben sollte.
Liebe Grüße