Liebe Weltgesundheitsorganisation,

Du sorgst und kümmerst Dich um die Gesundheit der Menschen auf der ganzen Welt. Du beschäftigst viele Fachleute die neue Erkenntnisse niederschreiben, verteilen und damit zur Gesundheit in der Welt beitragen. Du hilfst Krankheiten zu definieren und zu klassifizieren. Manchmal jedoch bin ich verwundert was Du der Welt so zu sagen hast!

Auf Deiner Homepage habe ich folgende Seite gefunden:

Kinder haben ein Recht auf ein Familienleben  –  Definition des Begriffs „geistige Behinderung“

Um ehrlich zu sein: Du hast das so gut versteckt, ohne einen Hinweis hätte ich diese Seite nicht gefunden. War das Absicht? Na egal, zurück zu meinem Anliegen!

Geistige Behinderung bedeutet eine signifikant verringerte Fähigkeit, neue oder komplexe Informationen zu verstehen und neue Fähigkeiten zu erlernen und anzuwenden (beeinträchtigte Intelligenz).

Darüber könnte ich nun mit Dir streiten, was ich von der gängigen Definiton von „geistiger Behinderung“ und der zu Grunde liegenden theoretischen Konstruktion Intelligenz habe ich mich schon in diesem Blog geäußert. Aber Du hast Recht: je weniger ein Mensch in der Lage ist Informationen zu verarbeiten und Fähigkeiten zu erlernen umso beeinträchtigter gilt er, in der Definition der Umwelt, in Bezug auf sein geistiges Potential . Und damit man das genauer Definieren kann hat man das wohl Intelligenz genannt. Kurz gesagt: Je niedriger der theoretische Intelligenzquotient desto doof!

Aber schauen wir mal weiter was Du uns noch so zu sagen hast:

Dadurch verringert sich die Fähigkeit, ein unabhängiges Leben zu führen (beeinträchtigte soziale Kompetenz). Dieser Prozess beginnt vor dem Erwachsenenalter und hat dauerhafte Auswirkungen auf die Entwicklung.

Hier muss ich Dir, so ungern ich das nun tue, doch erheblich widersprechen! Zum einen: Du definierst in der ICD 10 „geistige Behinderung“ ab einem IQ Wert von unter 70. Willst du mir nun wirklich sagen das ein Mensch mit einem IQ von knapp unter 70 nicht mehr fähig ist ein unabhängiges Leben zu führen? Betrachtet man sich die Intelligenzverteilung in der Bevölkerung würde das rund 3% aller Menschen betreffen. Das wären mehr als 2,5 Millionen Menschen in Deutschland! Die, und so sagst Du uns das, in der Gefahr leben kein unabhängiges Leben zu führen. Ist das wirklich Dein Ernst?

Das der Prozess der „geistigen Behinderung“ vor dem Erwachsenenalter beginnt ist aber auch nur die halbe Wahrheit. Was ist mit den Menschen die durch Krankheit, einen Unfall oder andere äußere Umstände in ihren geistigen Fähigkeiten eingeschränkt werden? Sind die dann nicht geistig behindert? Okay, Du redest in der Überschrift von Kindern. Das diese noch nicht im Erwachsenenalter sind sollte aber selbstredend sein! Und noch ein Gedankenanstoß: Wenn man eine Art der Behinderung definiert sollte man dies nicht an bestimmten Teilgruppen der Menschheit festmachen. Geistige Behinderungen betreffen alle Menschen, nicht nur Kinder!

Fast hätte ich vergessen auf einen weiteren Punkt einzugehen: Wieso sprichst du von „beeinträchtigter soziale Kompetenz“ in diesem Zusammenhang? Ich verstehe das nun wirklich nicht! Möchtest du uns damit sagen, dass Menschen mit eingeschränkten geistigen Möglichkeiten keine soziale Kompetenz haben und nicht wissen wie sie mit ihrem sozialen Umfeld umzugehen haben? Wieso sprichst du diesen Menschen ein soziales Leben ab? Und die Fähigkeit so zu agieren wie es die sozialen Normen es von uns in dieser Gesellschaft verlangen? Oder meintest Du im Umkehrschluss: Wer eine beeinträchtigte soziale Kompetenz hat sollte mal seinen Intelligenzquotienten überprüfen lassen? Hier könnte ich Dir fast schon Recht geben, wenn ich bösartig wäre. Bin ich aber nicht!

Behinderung ist nicht nur von der individuellen Gesundheit oder den Beeinträchtigungen eines Kindes abhängig, sondern hängt auch entscheidend davon ab, in welchem Maße die vorhandenen Rahmenbedingungen seine vollständige Beteiligung am gesellschaftlichen Leben begünstigen.

Hier hast Du wirklich Recht. Behinderung bedeutet eben nicht nur eine möglicherweise eingeschränkte Funktionalität auf ganz individuellen Gebieten sondern auch das man von der Umwelt behindert wird. Insoweit ist die Teilhabe von behinderten Menschen am alltäglichen Leben maßgeblich von den Rahmenbedingungen abhängig.

Im Kontext der WHO-Initiative „Bessere Gesundheit, besseres Leben“ schließt der Begriff „geistige Behinderung“ auch Kinder mit autistischen Störungen ein, die geistige Beeinträchtigungen aufweisen.

Mal offen gesprochen: Meinst Du Menschen mit einer sogenannten Mehrfachbehinderung? Ja dann hast Du Recht! Autisten die auch eine geistige Beeinträchtigung haben sind wohl durchaus auch geistig behindert. Schließlich hast Du geistige Behinderung ja genau so definiert. Wenn Du das meinst: Schreib es bitte auch so! Es könnte ansonsten der Eindruck entstehen, dass Autisten immer geistig behindert sind, weil Autismus zu den geistigen Behinderungen gehört. Und, eigentlich solltest Du das wissen, ist das eben nicht der Fall! Warum Du nun gerade Autismus explizit erwähnst ist mir nicht klar. Schließlich kann doch jeder behinderte Mensch zusätzlich geistig behindert sein. Vielleicht wolltest du Dich aber auch nur kurz fassen.

Er schließt aber auch Kinder ein, die aufgrund vermeintlicher Behinderungen oder einer Ablehnung durch ihre Familie in Institutionen eingewiesen wurden und deshalb Entwicklungsstörungen und psychologische Probleme aufweisen.

Hier liebe Weltgesundheitsorganisation widersprichst Du Dir aber selbst! Zum einen: psychologische Probleme sind keine geistige Behinderung. Wenn man das schon klassifizieren möchte sind das Krankheiten! Zum anderen:  wieso senkt eine, durch äußere Umstände bedingte, Entwicklungsstörung die Intelligenz des Menschen? Sind es hier nicht wieder die schon vorher zitierten Rahmenbedingungen und Umwelteinflüsse die diese Störung verursacht haben? Demzufolge müsste, wenn man das logisch durchdenkt, die von dir angenommene geistige Behinderung wegfallen wenn die Behinderung durch äußere Einflüsse wegfällt. Sind Behinderungen nun heilbar? Ich hoffe du stellst auch die von dir erwähnten Institutionen in Frage die Kinder mit einer vermeintlichen Behinderung derart schlecht behandeln das sie psychologische Probleme und sogar Entwicklungsstörungen deswegen aufweisen! Für mich ist das der eigentliche Skandal.

Ich möchte Dich aber nun nicht länger aufhalten, Du hast sicher noch viel zu tun. Für den Fall das Dir dieses Thema einfach nur den Schlaf geraubt hat und Du deshalb so komische Dinge definierst und beschreibst: Nimm mal eine Mütze Schlaf! Das kann gut tun! Ich bräuchte nun nämlich auch eine! Wenn Du jedoch einfach nur „gepennt“ hast als es um das Thema „geistige Behinderung“ ging: Penn weiter und vergiss einfach weiter darüber zu schreiben!

In diesem Sinne:

Einen guten Schlaf wünscht Dir

Aleksander