Kennt ihr  das auch? Spätestens im Oktober werden die Weihnachtsbäckereien, das Marzipan und die Stollen in den Verkaufsräumen der Geschäfte nach vorne geholt. Draußen ist es eher noch sommerlich, maximal herbstlich und drinnen wird schon Weihnachten vorzelebriert. Also ich bin da meistens echt genervt. Je näher wir Weihnachten kommen umso aufdringlicher wird das Ganze. Bis Anfang Dezember: Langsam fangen die Radiosender nun auch an Weihnachtslieder zu spielen. Erst nur ein paar, dann immer mehr. Soweit so gut. Eigentlich sollte man das genießen. Eigentlich. Ich habe aber das Gefühl das die Menschen, angesichts des Festes der Liebe und Besinnlichkeit, immer mehr in Stress geraten.  Schließlich soll an den Weihnachtstagen alles perfekt sein. Man möchte möglichst edel essen, die Familie sitzt zusammen und hat sich lieb und jeder schenkt dem anderen etwas. Oder ganz modern gesagt: Die Perfektion der persönlichen Weihnachtsbubble erfordert fast schon militärische Planung und macht extremen Stress. An den Weihnachtstagen müssen alle gut gelaunt sein, die Geschenke nur so fliegen (schließlich drücken viele ihre Liebe im Wert der Geschenke aus) und vor allem: Aller Streit den es in den restlichen 360 Tagen gibt und gab wird verdrängt. Umso erstaunlicher: Wir machen es jedes Jahr wieder. Ich nehme mich da gar nicht raus, oder genauer: bis zum letzten Jahr war es bei mir ähnlich auch wenn ich mich immer gegen diese befohlene und falsche Fröhlichkeit gewehrt habe.

Heute vor genau einem Jahr bekam ich ein Geschenk das mich sehr glücklich machte: Ich erkannte das für mich Besondere an Weihnachten.

Da der verstorbene Mann meiner Mutter am 23.12. Geburtstag hatte wurde es für mich zur Tradition das ich mit meiner Freundin immer an diesem Tag zu meiner Mutter gefahren bin um Weihnachten einzuläuten. Sie sollte sich an diesem Tag nicht noch besonders alleine fühlen. Angenehmer Nebeneffekt: die Diskussion „an welchem Tag sind wir bei deiner Familie und wann bei meiner?“ entzerrt sich dadurch etwas. Letztes Jahr nun war meine kleine Nichte auch zu Besuch. Großes Essen war nicht geplant, es gab Fleischwurst mit Kartoffelsalat. Wir feierten also einen gemütlichen und recht schlichten Vorweihnachtstag. Ich liebe meine Nichte sehr, ihr das zu zeigen fällt mir aber eben auch schwer. An jenem Dezemberabend jedoch nahmen wir uns das erste Mal kräftig in den Arm und sie wollte mich kaum loslassen. Das Besondere an der Weihnachtszeit schwang in der Luft mit.

So verbrachten wir dann auch den Rest der Weihnachtstage gemütlich und ohne Stress. Zum Essen gab es spontan Nudeln mit Soße und ich hatte das erste Mal das Gefühl Weihnachten seit vielen Jahren wieder richtig genießen zu können. Ein Weihnachten ohne großen Geschenkestreß, ohne wochenlange Vorplanungen und Kochorgien und eine Zeit in der wir nur das gemacht haben wonach uns war.

Vor genau einem Jahr habe ich das Besondere an Weihnachten für mich entdeckt: Die Freiheit so zu sein wie ich bin, mich nicht verstellen zu müssen nur weil Weihnachten ist und einfach das zu machen wonach mir war. Und vor allem die Zeit mit den Menschen zu verbringen die ich liebe und die mir gut tun. Das Korsett der Weihnachtszeit ist abgefallen und ich möchte es auch nie mehr tragen müssen.

Und so wird es heute Abend auch wieder Fleischwurst und Kartoffelsalat geben, wir werden mit meiner Nichte spielen, lachen und sie sicher nicht nur zum Abschied ordentlich knuddeln. Und wisst ihr was? Ich liebe diese Weihnachtsbubble in der ich seit genau einem Jahr stecke.

Ich wünsche allen meinen Lesern eine schöne und besinnliche Weihnachtszeit. Genießt sie und verbringt die Weihnachtstage in einer Weihnachtsbubble die für euch angenehm ist und die hoffentlich nur mit Menschen gefüllt ist die euch gut tun. Kurzum: Entdeckt und bewahrt euch das Besondere an Weihnachten.

Dieser Beitrag ist auch Teil des tollen Blog Adventskalenders von @Thalestria.