2015 ist noch nicht lange Geschichte. Für mich ein Grund mal laut darüber nachzudenken was mir letztes Jahr so passiert ist. Ja das könnte hier ein RANT werden. Nicht weil ich undankbar oder unzufrieden bin. Nein. Weil ich immer deutlicher merke, dass es manchmal sehr deutliche und schmerzende Forderungen braucht um aufzurütteln und etwas zu bewegen.

Es gibt vieles was mich aufregt und es fällt mir wirklich schwer bei manchen Punkten nicht unvorstellbar wütend zu werden. Und genau deshalb werde ich nicht schweigen!

Warum muss ich mich als Autist rechtfertigen wenn ich Menschen- und Behindertenrechte einfordere und Verstöße kritisiere?

Warum darf man, unter dem Deckmantel des „Wohles für autistische Kinder“ andere ethische Maßstäbe an Therapien und Behandlungen anlegen wie bei anderen Menschen?

Warum muss ich mir als Autist gefallen lassen, dass man meine Diagnose in Frage stellt bloß weil ich aktiv bin und mich „erwartungsgemäß“ artikulieren kann?

Warum werden Autisten nicht „für voll“ genommen wenn es um ihre Rechte und Ihr Leben geht?

Warum werden Autisten immer noch nicht gefragt wenn es über sie, ihre Bedürfnisse und ihre Zukunft geht?

Warum wird von mir als Autist erwartet, dass ich möglichst kostenlos/billig arbeite?

Warum ist eine Weiterbildung von Menschen inhaltlich mehr wert weil deren Organisation eine „Zertifizierung“ hat?

Warum denkt immer noch kaum jemand bei den Worten „Barrierefreiheit“ und „Inklusion“ an Menschen mit einer seelischen Behinderung?

Warum darf immer noch eine Lobby von nichtautistischen Menschen darüber entscheiden was gut oder schlecht für Autisten ist, welche Bedürfnisse sie haben und wie Fördergelder im Bereich Autismus verteilt werden?

Warum werden nichtautistische Menschen als Experten für Autismus angesehen und Autisten ignoriert?

Es reicht!

Gebt Autisten die ihnen zustehenden Menschen- und Behindertenrechte. Und das nicht nur auf dem Papier!

Bezieht uns in die Entscheidungen die uns betreffen ein. Und das nicht nur pro Forma!

Seht uns als gleichwertige Menschen und behandelt uns auch so. Und das nicht nur als Lippenbekenntnis!

Akzeptiert, dass Autisten am besten wissen was Autismus bedeutet. Hört uns zu und lasst uns nicht nur reden!

Fangt endlich an, wenn Ihr über Inklusion und Barrierefreiheit redet, auch an seelische Behinderungen zu denken. Diese Themen betreffen nicht nur körperlich behinderte Menschen!

Beendet das destruktive und uns klein haltende Defizitdenken wenn es um Autisten und ihre Möglichkeiten geht. Seht die Stärken des Individuums und fördert diese!

Hört endlich auf als gutbezahlte „Experten“ über uns und Autismus zu reden. Akzeptiert die Innensicht und den Fakt dass nur Autisten eben diese haben können!

Die Aus- und Weiterbildung über Autismus darf nicht weiter ausschließlich von nichtautistischen Menschen, Organisationen und ihren Interessen geprägt werden! Bezieht Autisten verpflichtend ein!

Hört damit auf ein System zu finanzieren das mit dem „Leid der autistischen Kinder“ wuchert und zeitgleich Autisten ignoriert, diskreditiert und bloßstellt sich nach außen hin aber wohltätig und gütig gibt. Der Zweck heiligt nicht die Mittel!

Eine lange Liste? Vielleicht. Fangt damit an uns als Menschen zu sehen. Und fragt Euch anschließend warum Ihr „Experten“ zuhört die nicht wissen können was Autismus für einen Menschen bedeutet weil sie keine Autisten sind!